Autophilie

Das Auto ist das Statussymbol der Moderne. Das Auto emotionalisiert unsere Gesellschaft und spiegelt diese wider. Automobile sind Zeitmaschinen, die uns mit einer ungeahnten Machtfülle bereichern. Das Auto ist eine komprimierte Herde aus mathematisch abstrahierten Pferden, die aus der modernen, industriell gefertigten Stallung auf die Straße losgelassen werden. Autos sind Raumzeitüberbrücker. Sie katapultieren uns durch den Raum, bieten ungeahnten Komfort und schenken uns Zeit, die wir nicht haben, da sich die Welt dem Rhythmus der Beschleunigung angepasst hat. Was uns bleibt ist schnellere Maschinen zu entwickeln, die ihrerseits die Zeit verknappen. Manche Autos werden zu Objektfetischen, die über ihren Lack die Leidenschaft und Obsession reflektieren.
Andere werden abgestellt und vergessen und überdauern die Zeit. Autos haben einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, der weniger mit Vernunft, als mit Leidenschaft, Mobilität und Freiheit assoziiert wird. Automobile sind ein soziologisch-ökonomisches Geständnis und sind meist selbstredend. Keine andere technische Errungenschaft hat das Bild der Welt so nachhaltig verändert. Das Automobil überwindet die Grenzen der menschlichen Physiognomie, es ermächtigt uns zu einem grenzenlosen Ich, das die individuelle Selbstverwirklichung in einer motorisierten Gesellschaft repräsentiert.
Die Metropole mit ihrer Infrastruktur wird durchkreuzt und vernetzt mit Straßen, die die Mobilität von der urbanen Dichte, der vertikalen Schichtung von Autos in ihren Parkhäusern, in die aufgelockerten Vorstädte mit ihren ausgedehnten Autoparkanlagen bis in die weite Leere des Landes trägt. Aufwertung und Abwertung, Industriealisierung und wirtschaftlicher Niedergang sind eng mit dem Auto gekoppelt. Mit jedem Auto, das bewegt wird, reicht eine Wertschöpfungskette vom Mechaniker bis zum Autokino, die den Wohlstand unser Gesellschaft manifestieren.
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